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John Lemon's Adventures in Scotland
Der vorletzte Tag bricht an. In der Nacht hat es ordentlich geschifft und gewindet aber das Zelt hat gehalten. Der Abbau am Morgen war wegen des Windes aber dennoch sehr nervig. Frühstück gab es auch nur rudimentär.
Unser Weg führte uns vom hohen Norden entlang der Küste nach Inverness, der "Hauptstadt" der Highlands. Der Blick entlang der Steilküste war immernoch spektakulär, die Straßen waren aber eher einfach zu fahren. Steiler als der lächerliche Elzer Berg waren sie aber dennoch. Neben der Küste und Fuzzi-Bahnstrecken war das Wetter ok, es hat nicht geregnet sondern war nur verdammt windig und kalt. Das Verdeck blieb also zu. Kurz vor Inverness passierten wir noch die Halbinsel Black Isle. Falls mal jemand dort ist: Es gibt dort eine Mikrobrauerei die ich nur empfehlen kann. Das Bier kriegt man aber auch sonst in größeren Läden im Norden Schottlands zu kaufen.
In Inverness erledigten wir unsere heutige Daily Mission: Fotos ausdrucken. In Deutschland wäre man einfach zum dm gegangen, hier muss man erstmal recherchieren. Aber Tesco Extra (in etwa mit einem großen Kaufland zu vergleichen) bietet sowas aber an. Es hat sich ganz schön hingezogen, sämtliche Fotos zu selektieren und zu prüfen, welche man eigentlich für die Beweise braucht. Dummerweise haben wir einige zu groß ausgedruckt und mussten sie dann mit einer Nagelschere trimmen. Seis drum. Es gab dann nämlich erstmal Late Breakfast.
Anschließend ging es in Richtung der heutigen Road Mission. Dem Scottisch Malt Whisky Trail. Der führt entlang von Elgin nach Dufftown und heißt nicht umsonst so. Neben der Strecken findet man diverse Whisky Destillerien, am berühmtesten wohl Glenfiddich kurz vor Dufftown. Dort habe ich bereits eine Führung vor drei Jahren gemacht und kann die auch nur jedem wärmsten empfehlen. Der Trail selbst war eher eine unspektakuläre Road Mission, allerdings waren die letzten Tage auch nur schwer zu toppen und zum Runterkommen war es ganz sinnvoll.
Als Übernachtungsort wählten wir Aviemore aus. Ein kleiner aber feiner Ort mit hübschem Bahnhof und lt. Paul von Team Haggis mit einer herrlichen Brauerei. Hinter Aviemore lag der Loch Morlich und uns fehlten noch das Wild-Campieren. Wild Camping ist in den Highlands grundsätzlich erlaubt. Wir parkten unsere Karren zwar auf einem Parkplatz wo Übernachtparken verboten war, es kam aber auch keiner vorbei. Nachdem wir unser Zelt am herrlichen Loch aufgebaut hatten, gabs dann noch Linsensuppe mit Chorizo und den letzten Rest Whisky. Außerdem machten wir noch einige Fotos für die Fotochallenges in der Hoffnung, sie am nächsten Tag noch drucken zu können. Eins war Anselmo in Ritterrüstung aus Rettungsdecke und mit Kokosnuss in Anlehnung an Monty Python. Ein anderes war ich der aus einer Bierflasche ein Bad nahm, während ich Toga und Kranz aufhatte (das Bier hatten wir vorher getrunken und Wasser in die Flasche gefüllt). Außerdem erkletterte ich einen schneebedeckten Hügel und hisste die Knights of the Island Flagge. Den Schnee stellten wir mit Mehl nach, ich hoffe die nächsten Spaziergänger denken nicht, dass dort ein großer Kokshandel stattgefunden hat.
Eine Nacht in richtigem Bett tat mal wieder gut. Glücklicherweise gabs Frühstück im Motel gleich dazu. Der Chef, zumindest glaube ich dass er es war, gab uns dann noch die Speisekarte die er ins Deutsche übersetzt hatte, damit wir sie mal überprüfen können. Die war schon ziemlich gut übersetzt, nur drei Wörter machten keinen Sinn. Der gute Mann hatte wohl auch Deutsch als kleines Kind in der Schule und kannte noch den Begriff "Straßenbahnhaltestelle". Na klar, macht sinn das in sein Vokabular aufzunehmen. Auf jeden Fall war das wohl sein Highlight da das Wort aus vier unterschiedlichen einzelnen Wörtern bestand, und scheinbar ein Beispiel für die Komplexität unserer Sprache ist.
Unser heutiges Ziel lag in John-o-Groates. Das ist der Nordosten vom Festland in Schottland. Der Weg dahin führte uns von Ullapool komplett an den Küstenstraßen im Nordwesten und Norden vorbei, wo man den Atlantik bzw. die Loch-Buchten wunderbar sehen konnte. MEINE MUTTER hat sich scheinbar beschwert dass mir die Adjektive ausgehen. Aber mehr als großartig und wundervoll fällt mir bei der Landschaft einfach nicht ein. Bei den engen und kurvigen Kleinststraßen ist es immer wieder lustig, dass wir auf die Einheimischen auflaufen, die uns dann aber immer überholen lassen.
Dort oben gibt es auch nicht wirklich Zivilisation. Gelegentliche Siedlungen sind eher die Ausnahme und bestehen aus wenigen Häusern. Aber Wohnmobile fuhren dort häufig umher. Irgendwann waren wir dann auch auf einer Straße die durch die Hügel gen Meer ging. Da konnte man über 5km Ausblick auf steppenähnliche Gebiete mit einem Loch und dem Meer halten. Total irre. Zwischendrin trafen wir mal wieder auf die Schweizer, das Unimog-Team und Team Zitrami und der Familie im Porsche, welche wohl ein Problem mit der Lichtmaschine hatten. Die Kollegen von Zitrami haben später noch etwas rumgebastelt damit die Kiste wieder lief. Die nächsten paar Meilen ging es dann nicht so schnell voran, weil wir mit einer Art Marathon konkurrierten. Also kehrten wir in the middle of nowhere in einer Teastube ein, die von einem alten Mann betrieben wurde. War irgendwie etwas herzzereißend wie er da durch die Küche wandelte und uns etwas zu essen machte. Da gabs dann direkt 20 Pfund statt der eigentlichen 16,20.
Anschließend gings dann immer weiter an der Steilküste lang, zwischendrin immer mal mit einigen schönen Stränden wo teils Leute bei geilen Atlantikwellen gesurft habe. Aber das Wasser war vermutlich schweinekalt. Nachdem wir irgendwann Thurso passierten, ging es an die nördlichste Spitze der Insel. Anschließend noch an das östliche Kap bei John-o-Groates. Das war dann unsere Roadmission für heute. Die Steilküste war schon spektakulär. In John-o-Groates legen auch Passagierfähren zu den Orkney-Inseln ab. Dort ist man als Passagier nur an Deck, es ist eng wie eine Sardinenbüchse und das Ding fährt mir ordentlicher Geschwindigkeit über die kabbelige See, Dauer angeblich knapp 2 Stunden. Viel Spaß.
Die Daily Mission bestand darin, ein Lagerfeuer zu machen. Zum Start hatte jedes Team einen Holzscheit bekommen. Man bekam je Scheit was man in der Gruppe anzündet einen Punkt. Wenn man es in Schottland macht, kriegt man 5 Bonuspunkte. Wenn man es an diesem Tag macht, waren es zusätzlich nochmal 20 Punkte. Wir kriegten insgesamt 24 Teams zusammen, macht nach Adam Riese 49 Punkte. Die bekommt dann jeder von den 24 Teams. Das ganze fand auf einem Campingplatz am Ufer statt. War leider etwas doof da dort harte Winde wehten. Der Zeltaufbau machte nicht so wirklich Spaß, glücklicherweise spendierten uns die beiden Kollegen vom Unimog etwas Windschatten. Dann haben wir mit den üblichen Verdächtigen den Abend eingeläutet. In der Nacht gabs dann erstmals seit Frankreich wieder Regen und natürlich harten Wind. Mein prächtiges Haar hielt aber dank Drei-Wetter...dank dem anständigen Zelt von Anselmo. Die Kälte machte uns dank dem Ardbeg 12 Jahre aber nix, immerhin gab es angeblich den Tag des Whiskys zu feiern. Wohl bekomms.
Mal wieder ein Tag im Zelt, mal wieder eine relativ gescheite Nacht. Allerding stehen wir immer irgendwie nach dem Großteil auf und waren mehr oder minder im hinteren Abreisedrittel. Macht aber nichts, schleißlich ist das hier ja kein Rennen sondern eine Rallye. Die Sonne war heute zwar eher nicht zu sehen, glücklicherweise war es aber nur kalt und nicht nass. Unser Highlight am Morgen: man hatte uns hinter das Zelt geschissen. Vielen Dank an den Unbekannten dafür!
Das Frühstück haben wir auf später verlagert und fuhren erstmal zurück nach Fort William. Die Strecke sind wir zwar gestern schon gefahren, die Fähren von Mallaig nach Skye waren allerdings komplett ausgebucht. Einige Teams haben es dennoch versucht und hatten Erfolg, sie bekamen irgendwie noch Standby-Plätze. Naja was solls, so gings ein zweites Mal kurz am Glenfinnan-Viadukt vorbei. Der Zug der da eigentlich zu dieser Zeit hätte fahren sollen, wurde aber nicht von uns gesehen. Ist vermutlich einfach zu spät los. Vielleicht bräuchten die Kollegen dort mal PlanStart und bunte Excel-Tools, dann klappts auch mit dem pünktlichen Losfahren.
Von Fort William ging es dann nord, nordwestwärts an diversen Lochs vorbei. Unser Ziel hieß Eilean Donan Castle. Bekannt ist das zumindest aus dem ersten Highlander-Film, ich glaube Sean Connery wurde da der Kopf abgeschlagen. Dies war ungefähr auch unsere Daily Mission, wir sollten ein Foto machen wie wir in einer Highlander Kampfszene sind. Also machten wir mit Haggis ein paar hübsche Fotos. Paul hat sich sogar einen Kilt angezogen, unser Holzschwert war zwar klein aber erfüllte den Zweck. Anselmo erfüllte auch noch eine weitere Fotochallenge und lichtete sich mit Schirm und Handtasche auf dem Autodach als Mary Poppins ab. Das Foto zeigen wir hier aber nicht, es könnte verstörend wirken.
Danach machten wir uns auf, der Isle of Skye kurz einen Besuch abzustatten und dort zu frühstücken. Es gab auf einem Seitenstreifenparkplatz Half Scottish Breakfast, also Würstchen, Bohnen, Haggis sowie White and Black Pudding. Eier, Pilze und Tomaten hätten das Frühstück zu Full upgegradet, aber reichhaltig war es allemal. Danach gings wieder runter von Skye und nach Norden wo uns die nächste Road Mission erwartete. Von Ardarroch nahmen wir den Bealach-Na-Ba-Pass über die Berge nach Applecross. Die "Straße" war steil und kurvig und hatte natürlich nur einen Fahrstreifen mit einigen Ausweichstellen. Die Sicht aufs Meer und die Berge sind dort großartig, leider war es saukalt da oben. Von Applecross aus ging es dann nördlich im Uhrzeigersinn entlang der Küste des Inner Sounds und schließlich ostwärts nach Shieldaig. Bis dahin war die Straße genau wie auf dem Pass, schmal, kurvig aber unglaublich geil zu fahren. Abgesehen davon war es menschenleer. Es gab zwar vereinzelt "Orte", die bestanden aber aus größtenteils einem Haus. Außerdem gabs Schafe, viele Schafe. Vor allen Dingen Baby-Schafe hatten auch überhaupt keine Angst vor unseren Karren und wir wollten natürlich unnötige Roadkills vermeiden. Bisher ist da der Stand zumindest bei Säugetieren bei 0. Insekten und Fliegen haben wir aber vermutlich schon zu Tausend auf der Windschutzscheibe.
Man könnte an dieser Stelle wieder sagen wie großartig die Landschaft ist, aber das schenke ich mir jetzt mal an dieser Stelle. Ich empfehle einfach jedem, mal diese Routen zu fahren. Die Landschaft spricht für sich selbst und Worte können das nicht wirklich widergeben.
Unser Tagesendziel war Ullapool, eine Stadt im Nordwesten Schottlands am Loch Broom. Nach zwei Tagen im Zelt gönnten wir uns mal wieder ein richtiges Bett in der scheinbar recht beliebten Kleinstadt, denn wir erwischten wohl das letzte Zimmer. Abends ging es dann ins Pub und bei Seafood, Burger und Ale schloßen wir mit ein paar anderen Teams den Abend ab.
Das war jetzt auf unserem Trip die dritte Nacht im Zelt und ich muss sagen: Ich werde kein Fan vom Zelten werden aber die Nacht war echt ok. Nicht zu kalt, im Hintergrund das Rauschen eines Flusses und die Sonne weckte einen. Die Duschen auf dem Campingplatz waren auch okay und dann gabs erstmal Frühstück. Gegenüber zeltete ein Pärchen welches sich dann auch vorstellte. Ein Schotte der seit 25 Jahren in Wien wohnt und den Dialekt schon verdammt gut beherrscht zusammen mit seiner österreichischen Frau. Natürlich haben wir sie, wie bisher jeden auf der Tour, über unser Vorhaben aufgeklärt. Im Anschluss begann der Aufbruch tiefer nach Schottland hinein.
Bevor wir uns aber von der Isle of Arran machten, erstatteten wir noch dem lokalen Golfplatz einen Besuch, denn eine Fotochallenge besagt, dass wir ein Foto von uns machen wie wir auf einem Golfplatz einen Abschlag machen. Die ansäßigen Spieler warem vom Käfer sofort begeistert: "Henry look, it's Herby. HEEENRY, did you see Herby?" (mit schottischem Dialekt). Der Golfplatzbesitzer gestattete uns freundlichst den Shot und mir fällt mal wieder auf, dass mir das auch irgendwie Spaß macht. Vielleicht sollte ich mal in Frankfurt einen Golfkurs buchen.
Danach hatten wir ca. eine Stunde Zeit, um die 12-Uhr-Fähre aufs Festland zu kriegen. Aber irgendwie wollten wir auch noch viel von Arran sehen. Also heizten wir die Karren westlich über die Insel und dann im Uhrzeigersinn nach Norden zur Fähre aufs Festland. Die englischen bzw. schottischen beschissenen Straßen zusammen mit der Fahrweise waren vermutlich nicht so gut für die Vehikel aber Spaß hat es irgendwie dennoch gemacht. Und die Natur war natürlich wieder umwerfend. 5 vor 12 kamen wir dann noch auf die Fähre und fuhren dann ca. 30 min über die See.
Bis hierhin auf der Strecke sind auch noch Fotos im Livetracker sichtbar, seitdem kann ich irgendwie keine weiteren hinzufügen. Sauerei, wie MEINE MUTTER jetzt sagen würde. In Claonaig angekommen ging es dann nach Kennacraig von wo aus es nach Islay gegangen wäre. Aber wegen des Fahrplan-Fails hatten wir dort die Glegenheit die Tickets umzuerstatten. Nördlich in Tarbert gabs dann Mittag: Endlich Fish&Chips. Von da gings dann nördlich und schließlich am nordwestlichen Ufer des Loch Awe entlang - natürlich über schmale Straßen im Nirgendwo. Die nächste schmale Straße folgte direkt zur Bridge of Orchy entlang eines fantastischen Flusses. Von da gings nur noch nordwärts ins fantastische Glencoe. Hier war auch die heutige Road Mission, mal sollte ein großartiges Foto in selbigem Tal machen.
Danach fuhren wir weiter nach Fort William im Norden um uns für die nächste Daily Mission zu rüsten: Die zweite Party bei Mallaig. Also kauften wir totes Tier und Bier ein, und fuhren nach Westen entlang des Glenfinnan Viadukt, bekannt als Bahnstrecke von Harry Potter. Ich selbst bin da schonmal von Fort William von Gleis 9 3/4 nach Mallaig gefahren, im Auto ist's dann aber nochmal eine andere Perspektive. Kurz vor Mallaig war dann der Zeltplatz für die Highlander-Party und was soll ich sagen: Großartig. Die Location war direkt am Strand und die Sonne ging unter. Fleisch und Bier und Whisky sorgten dann für eine gute Stimmung und schöne Unterhaltungen mit den Veranstaltern und den anderen Teams.
Seit Darmstadt haben wir übrigens mehr als 2000 km weggefahren. Ansonsten nochmal ein weiteres Danke an alle bisherigen Spender und ein weiterer Aufruf: Die Spende ist noch nicht geschlossen, es darf gerne weiter gespendet werden.
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